Die CVP ist eine überkonfessionelle politische Partei. Ihr Anliegen ist es, christliche Werte in der Gesellschaft einzubringen. Für mich persönlich bedeutet dies in erster Linie, keine Menschen auszugrenzen oder abzulehnen. Schon gar keine Menschen, die einer Minderheit angehören. Keine Behinderten, keine Päpste, keine Mitglieder von Freikirchen, keine Asylanten, keine Gefängnisinsassen, keine Mörder, keine Homosexuellen und keine Politiker.
Jeder Mensch muss mir gleich viel Wert sein, plakative Ablehnung soll verhindert werden. Was aber nicht bedeutet, dass einfach alle lieb und nett sein sollen. Nein, es müssen konkrete Lösungen für Probleme gefunden werden. Die Stärke einer CVP liegt darin, auch dort nach Lösungen und Diskussionsgrundlagen zu suchen, wo verhärtete Fronten versagen. In der Politik geschieht dies meistens dann, wenn die rechts- links- aussen Parteien ihre „klaren Linien“ nicht verlassen dürfen.
Die Worte, die Frau Spring (ehemalige Mediensprecherin der CVP) gesagt haben soll, kommen einer plakativen Ablehnung gleich. Keine Firma würde eine Pressesprecherin unter Vertrag behalten, würde diese eine solch undifferenzierte Aussage machen. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die CVP den Dialog mit den Kirchen nicht sucht. Wir tun es. Viele Mitglieder der christlichen Kirchen leisten sehr gute Arbeit, und manch einsamer oder hilfloser Mensch unserer Region würde ohne Kirche in der Einsamkeit verzweifeln.
Im Dialog mit den Kirchen sprechen wir aber auch die kritischen Punkte in den Kirchen selbst an und lassen uns von ihnen kritisieren. Dies gilt beispielsweise für Fragen der Sexualität, der Gleichberechtigung der Frauen oder der Sonntagsarbeit. Wir wehren uns auch dagegen, wenn wieder alte Feindbilder „reformiert gegen katholisch“ aufgebaut werden. Diese werden durch den Dialog hinfällig. Der Verfasser des Leserbriefs vom 17. Dezember sei herzlich eingeladen, diese Dialoge aktiv mitzuverfolgen.
Barbara Schmid-Federer
(auch erschienen in der Zürichsee Zeitung vom 28. Dezember 2005)